Das Bündnis Neuer ÖPNV Magdeburg legt den Magdeburger Verkehrsbetrieben ein erstes umfassendes Forderungspapier für die Entwicklung des ÖPNV in Magdeburg und Umgebung vor. Das Papier ist als Zusammenführung verschiedener Nutzungsanliegen zu verstehen, die gemeinsam einen Neuen ÖPNV skizzieren. Ziel der Offensive ist es, dass der öffentliche Nahverkehr in Magdeburg eine bessere Finanzierung für die anstehenden Zukunftsaufgaben erhält, losgelöst von den Fahrpreisen, die die Fahrgäste zu tragen haben. Einer der Bündnispartner ist die Initiative “Nahverkehr für Alle”, die eine breite Organisierung der Fahrgäste für die Umsetzung der Forderungen startet.
Die Niederlage in Bezug auf das Schüler:innenticket für Magdeburg ist den Mitwirkenden dieses neuen Bündnisses in Magdeburg nur ein Anlass, sich für eine bessere Finanzierung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) zusammen zu finden und einzusetzen. Ziel ist es, den Aufsichtsrat der MVB darin zu bestärken, den Grundstein für einen zukunftsfähigen und sozial gerechten ÖPNV zu legen. “Wir bündeln verschiedene Interessen in diesem Forderungspapier, weshalb wir mit Partnern aus unterschiedlichen Gesellschaftsbereichen und auch mit den Beschäftigen der MVB zusammenarbeiten” so Tom Bruchholz vom Fahrgastverband Magdeburg.
Die bisherigen Bündnispartner:innen sind der Fahrgastverband Magdeburg e.V., der Seniorenbeirat der Stadt Magdeburg, der BUND Magdeburg, der VCD Magdeburg, die ver.di-Vertrauensleute der MVB GmbH & Co. KG, sowie Jennifer Lemke (Die Linke), Madeleine Linke (Bündnis90/Die Grünen) und die parteifreie Bundestagskandidatin Dr. Franka Kretschmer. Des Weiteren ist die Initiative “Nahverkehr für Alle” Teil des Bündnisses und wird in den nächsten Monaten Fahrgäste hinter den Forderungen versammeln und das Forderungspapier weiter ausbauen.
Das Bündnis fordert ein Umdenken in der Mobilität in Magdeburg. Mobilität und insbesondere der ÖPNV müsse als Teil der Daseinsvorsorge betrachtet werden, weshalb nutzer:innengerechte Lösungen nötig seien. Das Bündnis wendet sich mit dem Forderungspapier an den Aufsichtsrat der MVB und die Stadt Magdeburg um diese einzuladen, gemeinsam an der notwendigen Mobilitätswende zu arbeiten und so den Grundstein für einen zukunftsfähigen ÖPNV zu legen.
Die verschiedenen Abschnitte im Papier befassen sich mit unterschiedlichen Perspektiven und Arbeitsbereichen bezüglich des ÖPNV:
Zentral ist die Forderung nach neuen gerechteren Fahrpreismodellen bis hin zu einer entgeltfreien Nutzung des ÖPNV. Auch umfassende Barrierefreiheit gehört zum Auftrag, ÖPNV für alle Menschen nutzbar zu machen. Bezüglich der Klimaschutz-Maßnahmen der Stadt sollte Verkehr und damit ÖPNV als wichtigste Säule der Verkehrswende ganz oben auf der Agenda stehen: Es geht deshalb darum, den ÖPNV so attraktiv wie möglich für einen Großteil der Bevölkerung zu gestalten. Nahverkehr der Zukunft bedeutet für die Beteiligten unter anderem: Kurze Umstiegszeiten, verkürzte Fahrzeiten u.a. durch vorrangige Ampelschaltungen, Fahrtinformationen in Echtzeit. In allen Bussen und Straßenbahnen in Magdeburg braucht es WLAN-Zugänge und Lademöglichkeiten, ebenso wie kontaktlose Online-Bezahlmethoden. Eine Vernetzung des öffentlichen Nahverkehrs mit dem Individualverkehr ist unabdingbar. Das bedeutet: Leihfahrräder an Haltestellen, sowie park & ride-Angebote und Sharing Modelle, ebenso wie die Abstimmung auf den Regionalverkehr. Abstellmöglichkeiten und Lademöglichkeiten für E-Fahrräder müssen geschaffen werden. Das Forderungspapier enthält noch viele weitere Punkte, wobei insbesondere noch die Finanzierung über EU- und Bundesmittel zu nennen ist, für deren Akquise Stellen geschaffen werden sollen.
Um dem Forderungskatalog Stärke zu verleihen, ruft das Bündnis alle Vereine, Gruppen, Initiativen und Einzelpersonen auf, ihre Unterstützung auszudrücken. Dazu können diese sich über die Webseite melden:
Das Bündnis setzt sich außerdem gemeinsam mit den Vertrauensleuten der Gewerkschaft ver.di der Magdeburger Verkehrsbetriebe auch für eine höhere Anerkennung der Beschäftigten der MVB sowie eine gerechte Entlohnung und verbesserte Arbeitsbedingungen ein.
“Die Mobilitätswende wird nur mit einer ausreichenden, gesicherten Finanzierung und nur mit den Beschäftigten im ÖPNV gelingen.” so Peter Seifert von den Vertrauensleuten der Gewerkschaft ver.di der Magdeburger Verkehrsbetriebe GmbH und Co KG. “Die Auswirkungen des jahrelangen Sparens zeigen sich in einem hohen Sanierungsstau und durch stark gewachsene Belastungen der Kolleginnen und Kollegen. Durch die nicht ausreichende Wertschätzung der geleisteten Arbeit der Beschäftigten wird es immer schwieriger, Personal zu finden und Fachkräfte im Unternehmen zu halten. Schon heute fehlen in der Branche 15.000 Beschäftigte…” so Seifert weiter.
“Die ohne Zweifel riesige Aufgabe der Veränderung, wie sie im Forderungspapier umrissen wird, braucht uns alle” so die parteifreie Bundestagskandidatin für Magdeburg Dr. Franka Kretschmer. “Neben den Beschäftigten der MVB wollen wir mit der Initiative “Nahverkehr für alle” viele Fahrgäste einbinden und eine breite zivil-gesellschaftliche Organisierung für einen zukunftsfähigen und preiswerten ÖPNV aufbauen. Die Stadt und die Verantwortlichen im Aufsichtsrat der MVB brauchen ein klares und starkes Zeichen, dass wir als Bewohner:innen Magdeburgs diese Veränderung wollen und eine Beteiligung am Prozess wünschen.“ führt Kretschmer aus.
Termine zum Mitmachen
Die Initiative “Nahverkehr für Alle” trifft sich für den Aufbau der sogenannten “Kiezteams” in ganz Magdeburg. Sie lädt alle Menschen ein, die diesen Aufbau begleiten und mitgestalten wollen, sich direkt zu melden. In den verschiedenen Stadtteilgruppen sollen Austausch, Aktionen und die Erweiterung des Forderungspapiers mit stadtteilspezifischen Bedarfen ermöglicht werden. Folgende Start-Termine werden dazu angeboten:
Nord: Dienstag, 20. Juli, 17-18 Uhr im Moritzhof (Moritzplatz 1 / Neue Neustadt)
Mitte: Montag, 12. Juli, 17-18 Uhr im Stadtteilladen Tacheles (Sternstr. 30 / Altstadt)
Südwest: Mittwoch, 14. Juli, 17-18 Uhr in der Feuerwache (Halberstädter Strasse 140 / Sudenburg)
Südost: Donnerstag, 15. Juli, 17-18 Uhr im Kieztreff Salbke (Alt Salbke 33 / Salbke)
Ost: Donnerstag, 15. Juli, 17-18 Uhr in Am Unterbär 3 (Brückfeld)
West: folgt